Nicht einsam, sondern im Rentenalter in Gemeinschaft leben – das wollen Martina und Thomas, Erika sowie Sigrun und Helmuth. Nur das Passende zu finden, ist gar nicht mal so einfach und dauert manchmal länger als gedacht. Was sich im ersten Moment großartig anhört, ist bei näherer Betrachtung dann doch nicht das Erhoffte. Gleichzeitig erscheint Normales plötzlich ziemlich ansprechend. Die "37°"-Reportage "Seniorenheim oder Wohnprojekt? Neustart mit 60+" hat Menschen mit Lebenserfahrung und ihre Suche nach dem Wohn-Glück im Alter für das ZDF begleitet. Das ist richtig sehenswert.
Da sind zum Beispiel Martina und Thomas, beide Anfang 60, aus Weilheim in Oberbayern. Die Sozialarbeiterin und der Exportkaufmann wollen nach ihrer aktiven beruflichen Phase mit Menschen verschiedenen Alters leben. "Wir wollen nicht als einsames Paar in die Geschichte eingehen, sondern gern mit jüngeren Leuten und Senioren noch ein bisschen Gemeinschaft leben", sagen sie. In der Vordereifel könnte das Paar sofort eine Wohnung in einem Mehrgenerationenprojekt in einem komplett sanierten Gehöft mieten, allerdings gibt es bislang nur eine andere Bewohnerin.
Parallel nehmen sie Kontakt zum staTThus an der Nordsee in Husum auf. Hier leben rund 40 Menschen, vom Kleinkind bis zur 80-Jährigen, Alleinerziehende, Familien und Singles. Martina und Thomas fühlen sich sofort wohl, allerdings sind alle Wohnungen belegt. Deshalb plant die Gemeinschaft einen Neubau. Doch das kann kosten.
Seniorenheim – Viel schöner als gedacht
Solange die 91-jährige Erika noch fit ist, will sie sich einen Platz in einem Seniorenheim suchen, denn sie hat sehr genaue Vorstellungen und will selbst entscheiden, wie sie es ihr ganzes Leben lang getan hat. Zusammen mit ihrem Sohn macht sie sich mit großem Elan auf die Suche und besichtigt mehrere Seniorenheime.
Schließlich findet sie einen Platz in einem familiengeführten Heim in Cremlingen bei Braunschweig. Die Senioreneinrichtung, das Zimmer mit Terrasse und Ausblick gefallen ihr gut. Und finanzierbar sind die 1800 Euro Eigenanteil, rund 400 Euro unter dem Bundesdurchschnitt, von ihrer eigenen Rente und Witwenrente auch. In Richtung ihrer Angehörigen sagt sie beim Auszug aus ihrem alten Häuschen: "Es braucht sich keiner den Vorwurf machen, Oma wird abgeschoben. Ich fühle mich nicht abgeschoben. Wir hatten eine schöne Zeit, und die wird auch weiter so bleiben." Erika hat selbst entschieden – so wie immer.
Rock'n'Roll im Wohnprojekt
Sigrun und Helmuth aus Hamburg sind bereits im Ruhestand und wagen jetzt einen Neustart. Sie ziehen in den Uhlenbusch in Bosau bei Plön, ein Wohnprojekt für Senioren mit 33 Holzhäusern und eigener Solaranlage. Das Ehepaar will im Alter unbedingt in einer Gemeinschaft wohnen und Sigrun träumt von Rock'n'Roll in einer Seniorenband. Ob das Miteinander funktionieren wird? Von den ursprünglichen Bewohnern sind einiger wieder ausgezogen. Zu unterschiedlich waren wohl die Vorstellungen vom Zusammenleben.
Zurück in ihr altes Zuhause können Sigrun und Helmuth nicht, das Haus übernimmt Sohn Jan. Außerdem ist es dort zwar gemütlich, doch eben auch sehr verwinkelt und nicht fürs Alter ausgelegt. "Wir brauchen was möglichst Ebenerdiges, Seniorengerechtes." Das haben sie nun – und zwar auf 70 Quadratmetern für 1100 Euro warm im Monat.
"Wir haben keinen Plan B, und im Grunde genommen ist es in so einer Gemeinschaft wie überall", sagen sie. "Man kann es so machen, man kann sich hinsetzen und sagen, ich will jetzt Entertainment haben. Und wenn nichts passiert, kann man meckern. Oder man kann auch mal was selber machen." Werden sie im Uhlenbusch heimisch?
Die Reportage von Meike Materne steht in der ZDFmediathek zur Verfügung:
https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-seniorenheim-oder-wohnprojekt-100.html