Die Essener Pflege-Experten gehen davon aus, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen von aktuell rund 4,1 Millionen auf 4,9 Millionen im Jahr 2030 und auf 5,6 Millionen nur zehn Jahre später steigen wird. Daraus folgt, dass bis 2040 weitere 322.000 stationäre Pflegeplätze in Deutschland benötigt werden. Aktuell leben hierzulande rund 820.000 Menschen in Senioreneinrichtungen.
Bis zu 125 Milliarden Euro – so viel werden die mittelfristig notwendigen Investitionen für ein würdiges Leben im Alter laut den Studienautoren kosten. Öffentliche Mittel allein werden dafür nicht ausreichen, sind sie überzeugt. "Ohne privates Kapital wird es kaum möglich sein, ein ausreichend großes Angebot zu schaffen", erklärt RWI-Pflegeexperte Ingo Kolodziej. Doch dieses werde nur bereitgestellt, wenn sich die Investition auch lohne.
"Eine Pflegeimmobilie ist eine Vorsorge-Investition und kein Spekulationsobjekt", macht Alois Erl jun., Vorstandsvorsitzender der ERL Immobilien AG, in diesem Zusammenhang deutlich. "Sie liefert eine solide Grundrendite, vor allem aber bietet sie ein Stück weit Sicherheit im Alter, etwa über das Bevorzugte Belegungsrecht."
Pflegeberuf attraktiver machen
Im Pflegebereich herrscht indes weiterhin Personalknappheit, wie das RWI mitteilt. Demnach waren in der ambulanten und stationären Pflege im Jahr 2019 insgesamt 866.000 Vollkräfte beschäftigt, davon 339.000 Pflegefachkräfte. Zwar seien zwischen 1999 und 2019 395.000 zusätzliche Vollzeitkräfte hinzugekommen. Da der Bedarf an weiteren Arbeitskräften derzeit am Arbeitsmarkt nicht vollständig gedeckt werden könne, bestehe jedoch ein zunehmender Mangel an Pflegefachkräften, heißt es.
"Mit der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigen. Um sie adäquat versorgen zu können, braucht die deutsche Pflegebranche in den nächsten Jahren zusätzliches Personal und Kapital", resümiert Kolodziej. Um die Personalknappheit zu überwinden, gelte es, Pflegeberufe attraktiver zu machen.
Ziel muss es laut RWI sein, die Verweildauer im Pflegeberuf zu verlängern, die wöchentliche Arbeitszeit bei Teilzeitkräften auszuweiten und neue Auszubildende zu gewinnen. Dabei stehe die Altenpflege vermehrt im Wettbewerb mit Krankenhäusern, ein leichter Sogeffekt lässt sich bereits für das Jahr 2019 feststellen. Darüber hinaus könnte die Zuwanderung qualifizierter Pflegefachkräfte den Fachkräftemangel lindern, heißt es.
BARMER sieht ebenfalls steigenden Pflegebedarf
Auch nach den neuesten Hochrechnungen der BARMER steigt die Zahl der Pflegebedürftigen stärker als bislang angenommen. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der Krankenkasse hervor, der am 1. Dezember 2021 in Berlin vorgestellt wurde. Demnach werden in weniger als zehn Jahren knapp drei Millionen Pflegebedürftige ausschließlich von ihren Angehörigen gepflegt und damit rund 630.000 mehr als im Jahr 2020.
Zudem wird es dem Pflegereport zufolge insgesamt eine Million Menschen vollstationär und 1,17 Millionen durch ambulante Pflegedienste versorgte Menschen geben. Dies entspreche einem Anstieg um gut 200.000 Betroffene (+26 Prozent) in Pflegeheimen und 165.000 Personen, die ambulant versorgt werden (+16 Prozent).