Die Kosten rund ums Bauen sind so hoch wie seit 51 Jahren nicht mehr. Auf den Anstieg der Baupreise wirkten sich neben dem Basiseffekt durch die befristete Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 zusätzlich die stark gestiegenen Materialpreise aus. Doch was bedeutet das für Immobilienkäufer?
Herr Kumpfbeck, Holz, Stahl und Dämm-Materialen sind teuer wie lange nicht und darüber hinaus Mangelware. Müssen sich ERL-Kunden Sorgen machen, dass ihre Immobilie nicht rechtzeitig fertig werden könnte?
Wir pflegen seit Langem gute Beziehungen zu unseren Lieferanten und Nachunternehmern. Für die meisten Gewerke haben wir einen festen Stamm von Firmen – mit einigen auch Rahmenvereinbarungen. Die anstehenden Projekte werden frühzeitig besprochen. Wir garantieren die Auslastung, und die Partner halten entsprechende Ressourcen vor. Somit haben alle Planungssicherheit und Termine können eingehalten werden. Also: Kein ERL-Kunde muss sich Sorgen machen.
Hat die aktuell viel zitierte Baustoff-Krise Auswirkungen auf die Bau-Qualität?
Nein, die Krise führt – jedenfalls bei der ERL Immobiliengruppe – in keinster Weise zu einer Verschlechterung von Qualität. Top-Qualität ist für uns ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal und entsprechend groß unser Augenmerk darauf. Die Qualität einer Immobilie hat dabei viele Dimensionen: der Standort zum Beispiel, die Planung und nicht zuletzt die sorgfältige Ausführung der Leistungen. Übrigens sind wir gerade dabei ein QM-System nach ISO 9001: 2015 einzuführen. Dabei werden wir unsere Wertschöpfungskette analysieren und weiter optimieren. Unser Ziel ist es, noch effizienter und möglichst fehlerfrei zu werden.
"Alles aus einer Hand" – so lautet ja das Firmenmotto und beinhaltet eine gewisse Unabhängigkeit. Doch wie unabhängig kann ERL angesichts steigender Kosten und knapper Rohstoffe agieren?
Um handlungsfähig zu bleiben, haben wir natürlich unsere Lieferketten gecheckt und vorsichtshalber auch bestimmte Materialen auf Lager gelegt. Davon profitiert jeder Kunde.
Welchen Rat haben Sie als Experte ganz allgemein in der momentanen Phase an (künftige) Häuslebauer?
Eine schwierige Frage. In jeder Generation war Bauen ein gewisses Risiko – für die allermeisten hat sich das bisher immer gelohnt. Ich möchte aber hier lieber keinen falschen Rat geben.
Engpässe gibt es am Bau, wie auch in anderen Branchen, nicht nur bei Materialien, sondern auch bei Fachkräften. Wie ist ERL hier aufgestellt?
Wir haben eine außergewöhnlich hohe Wertschöpfungstiefe. Neben Rohbau führen wir auch Haustechnik, einige Ausbaugewerke, ja sogar Außenanlagen zum Teil selbst aus. Ein höheres Maß an Eigenleistung und damit an Unabhängigkeit kenne ich in der Branche nicht. ERL ist auch ein erfolgreiches Unternehmen und bietet viel für seine Mitarbeiter. Wir haben tolle Arbeitsplätze und sind als Arbeitgeber wirklich attraktiv. Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital. Mit unserem Wachstum geht natürlich die Suche nach weiteren qualifizierten Mitarbeitern immer weiter. Wir freuen uns deshalb über alle, die bei uns arbeiten möchten.
Was muss grundsätzlich passieren, um gerade junge Leute für die verschiedenen Handwerksberufe rund ums Bauen wieder zu begeistern?
Natürlich braucht es Anreize, auch finanziell. Wir bieten beispielsweise Azubis einen attraktiven Einstieg mit zusätzlichen Benefits. Dies gilt für alle Berufsanfänger. Wir arbeiten auf unseren Baustellen übrigens überwiegend mit Fertigteilen. Dadurch ist die schwere körperliche Arbeit, gerade beim Rohbau, auch etwas leichter geworden.
Ein weiterer großer Punkt in der öffentlichen Diskussion ist die Frage nach der Nachhaltigkeit am Bau. Wo verorten Sie in dem Punkt die ERL Immobiliengruppe?
Nachhaltigkeit und ebenso das Qualitätsmanagement sind wichtige Themen für uns. Nachhaltigkeit beschränkt sich aber nicht nur auf die eingesetzten Produkte, sondern bezieht sich auf das gesamte Unternehmen. Aus diesem Grunde haben wir uns als nachhaltiges Unternehmen von einem unabhängigen Institut im Juni 2021 zertifizieren lassen. Auch hier sehen wir uns als Vorreiter.
Zurück zum Material. Was sind für Sie Baustoffe der Zukunft?
Holz, Lehm, Ziegel, Natursteine sind einige nachhaltige Baustoffe. Geforscht wird hier in vielen Bereichen und Universitäten, beispielsweise an innovativen Bodenplatten, die ohne Stahl wesentlich dünner und leichter sind als herkömmliche. Das alles haben wir im Blick.
Nicht nur die Materialpreise steigen, auch die Energiepreise galoppieren, insbesondere was das Heizen betrifft. Umso wichtiger ist doch energieeffizientes Bauen?
Auf jeden Fall. Wir bewegen uns auf den Standard "Energieeffizienz KfW 40 EE plus" zu, den aktuell am höchsten öffentlich geförderten Standard.