Seite, dahinter, Seite, Tipp.“ Rita Baumgartner gibt heute die Kommandos, Line Dance steht auf dem Programm. Das bedeutet: In Reihen tanzen, hintereinander wie nebeneinander. „Electric Slide“ heißt die Version, die zusammen mit den Bewohnern zur Melodie von „Achy Breaky Heart“ einstudiert werden soll. Und noch einmal, diesmal in die andere Richtung: „Seite, dahinter, Seite, Tipp.“ Präzise Fußarbeit ist gefragt, dazu gilt es, sich die Reihenfolge der Schritte genau einzuprägen.
Alles kann, nichts muss: Wenn Privatsphäre auf Geselligkeit trifft
Überhaupt geht es im Betreuten Wohnen in Gottfrieding sehr musikalisch zu. Für Stimmung sorgt ein DJ-Mischpult, das im Gemeinschaftsraum fest installiert ist. Und die Musik wird von Leuten gemacht, die hier wohnen. Gerhard Gmach stellt dafür seinen Rollator zur Seite und legt passende Songs auf, während Hans Bittner die Veranstaltungen mit Keyboard und Gesang begleitet. Für dieses Engagement sind auch die Betreuungsdamen Petra Stinglhammer und Susanne Zeqiraj mehr als dankbar. „Wir haben sehr viel Freude mit unseren Bewohnern“, sind sich beide einig.
Eigentlich gibt es immer einen Grund zum Feiern. Von der Faschingsparty über das Maibaum- bis zum Sommerfest wird nahezu kein Anlass im Jahreskalender ausgelassen. Da kann es abends schon mal später werden, wenn der DJ seine musikalische Palette zum Besten gibt und die Bewohner Schulter an Schulter beim „Bobfahren“ in die Kurven gehen. Selbst Rollstühle sind kein Hindernis.
Petra Stinglhammer und Susanne Zeqiraj sind das ganze Jahr über bemüht, ihren Bewohnern Unterhaltung zu bieten. Wo im Herbst das Schnitzen von Kürbissen angesagt ist, werden zu Ostern Eier gefärbt. Montags wird gemeinsam gebastelt und gestrickt, freitags folgt auf kleine Gymnastikübungen abends ein „Stammtischtreffen“ im Gemeinschaftsraum. „Niemand muss alleine sein“, sagt Petra Stinglhammer. „Aber natürlich nehmen wir auch Rücksicht auf alle, die es weniger gesellig mögen. Keiner wird von uns zu etwas gezwungen.“
Appartementhaus, Barrierefreies Wohnen und Pflegeheim sind zusätzlich vor Ort
Der Generationenpark in Gottfrieding vereint mehr als 200 Bewohner, die sich auf insgesamt 173 Wohnungen verteilen. Auf das Betreute Wohnen entfallen dabei 67 Einheiten, auf das Barrierefreie Wohnen 33 Einheiten. Sie sind im selben Gebäude untergebracht. Dazu kommt ein Appartementhaus mit 73 vollmöblierten Appartements. Es ist genau dieser Mix, der eine besonders lebendige Atmosphäre schafft. Menschen verschiedenen Alters begegnen sich regelmäßig – und kommen ins Gespräch. Selbst ein Pflegeheim befindet sich auf dem Anwesen. „Wir hatten schon ein Ehepaar, bei dem die Frau gegenüber ins Heim gezogen ist. Ihr Mann konnte sie jeden Tag besuchen und bei uns wohnen bleiben“, erzählt Petra Stinglhammer.
Das Betreuungsbüro kümmert sich vom Umzug bis hin zu technischen Anliegen
Wer denkt, dass das Betreuungsbüro nur für das Betreute Wohnen zuständig ist, der irrt. „Wir sind für alle 173 Wohnungen verantwortlich“, sagt Susanne Zeqiraj. Zu den Aufgaben zählt unter anderem die Vermietung freigewordener Einheiten. Besichtigungen, Abnahmen, Übergaben – all das gehört dazu, angefangen von der Vermittlung einer Umzugsfirma. Auch wenn die Tür nicht auf Anhieb schließt oder das Fenster einmal klemmt, sind beide zur Stelle und helfen. Dringliche Nachrichten werden über eine eigene WhatsApp-Gruppe kommuniziert. Oder die Bewohner versammeln sich zu einem Spaziergang und schauen bei Petra Stinglhammer vorbei, die gleich in der Nähe wohnt und sich über solche Besuche freut. „Ich habe erlebt, wie schlecht sich um meine pflegebedürftigen Großeltern gekümmert wurde. Da habe ich entschlossen, dass ich etwas für ältere Menschen tun will, damit es ihnen besser geht.“
Eine Bereicherung für das Gemeindeleben
Bewohner sind voll ins Gemeindeleben integriert und gern gesehene Gäste bei Grill- oder Feuerwehrfesten. Auch die Gemeinde bietet ihre Dienste an, darunter der Fischerverein Gottfrieding mit Steckerlfisch auf dem Sommerfest im Generationenpark. Sogar der lokale Bäcker schaut zweimal in der Woche vorbei und vertreibt seine Ware im Innenhof. Supermärkte sind fußläufig erreichbar, es gibt einen Hol- und Bringdienst, Apotheken liefern Medikamente. Der Stadtbus und ein Rufbus halten direkt vor dem Anwesen. Beliebter Treffpunkt für die fitteren Bewohner ist das neu eröffnete Fitnessstudio in der Nachbarschaft.
Sportlich neigt sich auch der Tanznachmittag im Gemeinschaftsraum dem Ende zu. Rita Baumgartner zeigt sich mit der Leistung ihrer Gruppe sichtlich zufrieden. Trotz anfänglicher Skepsis hat es niemand bereut, etwas Neues auszuprobieren – mit jeder Menge Spaß dabei. Genau darauf kommt es schließlich an.
Wieso das Betreute Wohnen mit dem Betreuungsbüro ein Glücksfall ist
Roswitha Brämer wohnte über 30 Jahre lang alleine, konnte sich für gemeinschaftliche Unternehmungen nur wenig begeistern. Bis sie ins Betreute Wohnen nach Gottfrieding kam. Uns erzählt sie, warum sie im Beisein anderer Mitbewohner nun so richtig aufblühen kann.
Warum haben Sie sich für das Betreute Wohnen von ERL entschieden?
Roswitha Brämer: Ich habe 14 Jahre in Dingolfing gewohnt. Die Umgebung wurde mir irgendwann zu laut. Außerdem hatte ich dort niemanden, der sich um mich gekümmert hätte. Mit meinen gesundheitlichen Problemen wollte ich aber nicht mehr allein leben und habe im Betreuten Wohnen einen Platz gefunden, an dem ich die entsprechende Sicherheit etwa durch einen Notrufknopf habe. Gleichzeitig kann ich in meiner Wohnung selbstständig leben und liebe es, mehrmals in der Woche zu kochen.
Wieso hat sie diese Entscheidung zunächst Überwindung gekostet?
Roswitha Brämer: Ich war es nicht mehr gewohnt, etwas in Gruppen zu unternehmen. Anfangs war ich deshalb sehr schüchtern und bin in den ersten Monaten überhaupt nicht in den Gemeinschaftsraum gegangen. Als ich mich dann doch traute, wurde ich von den anderen Mitbewohnern und den beiden Betreuungsdamen sehr herzlich empfangen. Inzwischen werde ich sogar vermisst, wenn ich einmal nicht bei einer Veranstaltung dabei bin. Ich fühle mich angekommen und geborgen. Ich genieße es hier.
Was schätzen Sie am Angebot vor Ort?
Roswitha Brämer: Wenn es ein Problem gibt, kann ich Petra Stinglhammer und Susanne Zeqiraj jederzeit kontaktieren. Ich bewundere, wie sie hier alles im Griff haben. Man merkt, wie sie mit uns Älteren richtig aufblühen. Wir sind genauso aufgeschlossen und fröhlich und das ergänzt sich wunderbar. Wo sich andere wohlfühlen, tut man es selbst auch.