Wie viel Platz braucht ein erfülltes Leben? 200 Quadratmeter, 100 oder tun es vielleicht auch weniger? Viel weniger? Die Architekten und Designer des Atelier Seitz aus Niederneuching im Landkreis Erding veranschlagten rund 20 Quadratmeter für ihre Idee vom Wohnglück. Ihr Tiny House auf Rädern sollte aber nicht nur Platz sparen, sondern auch Komfort bieten. Doch wie geht das zusammen?
Es sind Bilder von Freiheit, Abgeschiedenheit und Abenteuer, die beim Stichwort Tiny House das Kopfkino befeuern. Irgendwo an den Rand der Zivilisation sein Häuschen hinfahren, abkoppeln und das Leben fortan inmitten wilder Natur genießen. Am besten mit einem See vor der Tür und Berge hinter der Terrasse. Klein, aber fein sollte es sein. Modern und minimalistisch. Ein Hauch von Camping-Feeling, aber bitte alltagstauglich.
An einem sonnig-kalten Vormittag im März steckt Alfons Burgmair, Geschäftsführer des auf Messebau spezialisierten Atelier Seitz und privat überzeugter ERL-Kunde, den Schlüssel ins Schloss und sperrt auf. Der Tiny-House-Prototyp parkt auf dem weitläufigen Firmengelände mit mehreren Produktions- und Lagerhallen sowie Kreativ-Zentrale. „Hereinspaziert“, sagt der gelernte Schreinermeister. Der erste Eindruck: Groß!
Erstaunlich großzügig
Die Fensterfronten und das asymmetrische Sheddach machen den Wohnraum hell. Küche, Esstisch, Schränke und Sitzmöglichkeiten sind exakt platziert. Mit wenigen Handgriffen lässt sich das Wohn- zum Schlafzimmer umbauen. Auch im Bad mit Dusche, Waschbecken und Toilette kommt keine Platzangst auf. Der Prototyp steht auf einem Spezial-Anhänger von Vlemmix. Er ist 8,40 Meter lang, 2,55 Meter breit und 3,92 Meter hoch. Ein cooles Heim.
„Die Idee entstand im Frühjahr 2020 und war eigentlich aus der Not heraus geboren“, berichtet Burgmair. „Nachdem Corona bedingt eine Messe nach der anderen abgesagt wurde, haben wir uns mit unseren Mitarbeitern zusammengesetzt und gefragt: Was können wir tun?“ Das Unternehmen sollte eine Zukunft haben und nicht nur auf eine stolze Geschichte zurückblicken.
Aufbruch in die Zukunft
Gegründet würde das Atelier Seitz 1962 von Hans Seitz in der Münchner Au. Einer der ersten Aufträge war ein Messestand für die Auto Union AG. Auch Bühnendekorationen für große Theater wie das Schauspielhaus Hamburg oder Set-Design für Filmproduktionen baute der kleine Betrieb und wuchs im Laufe der Jahrzehnte zu einem vielfach ausgezeichneten Mittelständler mit 70 Mitarbeitern. Heute ist das Atelier Seitz Spezialist für die Gestaltung und Realisierung dreidimensionaler Markenkommunikation. Kreativ in der Planung, präzise in der Umsetzung – so lautet der eigene Anspruch.
„Wir hätten natürlich auch den Kopf in den Sand stecken und hoffen können, dass plötzlich etwas passiert und die Messen wieder öffnen dürfen“, sagt Co-Geschäftsführer Michael Kapper. „Aber das war nicht unser Ansatz. Wir wollten aktiv werden.“ Dafür initiierten die Unternehmenslenker einen hausinternen Ideenwettbewerb, aus dem insgesamt 36 Ideen hervorgingen. Nach einer Marktanalyse blieben drei davon übrig: ein Kinderbett, ein Spielhaus und eben das Tiny House.
Tiny Life - big living
Im Juli starteten dann die einzelnen Projektteams aus Architekten, Designern und Konstrukteuren. „Auch unser Gründer Hans Seitz hat sich davon mitreißen lassen und ist von den Ideen begeistert“, erklärt Kapper. „Er freut sich natürlich auch, dass es weitergeht.“ Keine Selbstverständlichkeit in pandemiegeplagten Zeiten wie diesen und auch Ausdruck von Unternehmergeist im besten Sinn des Wortes.
Seit dem 23. März können Kunden das schicke Mini-Haus nun unter dem Label „Tiny Life“ bestellen. „Wir setzen Kundenwünschen keine Grenzen“, betont Alfons Burgmair. Und fügt an: „Wenn sie sich denn zwischen sechs und neun Meter Länge und bis zu vier Meter Höhe bewegen.“ Diese Maße hängen zum einen von den Vorgaben des fahrbaren Untersatzes ab. Zum anderen aber auch von der Straßenverkehrsordnung, welche ein Maximalgewicht von 3,5 Tonnen vorgibt. Soll es größer werden, kann das Team von Tiny Life den Wohntraum der Kunden auch als Modulhaus, ohne fahrbaren Untersatz, realisieren.
Die Preise starten bei 39.000 Euro für das kleinste Modell mit etwas über 13 Quadratmeter Nutzfläche. Beim Premium-Modell mit 18,5 Quadratmeter und Vollausstattung kommt man auf rund 100.000 Euro. Fußbodenheizung und Bad ist in allen Modellen serienmäßig, Küche und Mobiliar werden auf Wunsch gefertigt. Wer will, kann sich sein neues Heim auch liefern lassen. „Abstellen, anschließen, lächeln“, verspricht Kapper. „Bei uns gibt es das volle Programm.“ Co-Geschäftsführer Burgmair ergänzt: „Und zwar in höchster Qualität aus einer Hand.“
Nur wohin damit, wenn’s fertig ist? In Deutschland kann man sein Mini-Haus nicht einfach in den Garten stellen. Soll es dauerhaft an einem Ort bewohnt sein, müssen Bauordnung und Bebauungsplan eingehalten und eine Baugenehmigung eingeholt werden. Das Grundstück muss zudem erschlossen sein. Noch gibt es kein vereinfachtes Baurecht für Tiny Häuser.
Wohnform mit großem Potenzial
Alfons Burgmair sieht trotzdem jede Menge Potenzial: Private Tiny-House-Siedlungen zum Beispiel, die derzeit meist auf private Initiative entstünden. Aber auch Kommunen, die Mini-Häuser zur Zwischennutzung auf freien Flächen aufstellen und sie dann, wenn später etwa ein Kindergarten oder Seniorenheim gebaut wird, ganz einfach wieder wegfahren könnten. Oder das Tiny House als Wochenendhäuschen. Möglich wäre zudem eine Nutzung auf dem Campingplatz mit Dauerstellplatz. Das Tiny House „on wheels“ sei zwar transportabel, aber nicht zum permanenten Reisen gedacht. „Was aber ginge, wäre im Sommer am Meer, im Winter in den Bergen“, schlägt Burgmair vor.
Was unterscheidet eigentlich ein Tiny House von einem Wohnwagen? Räder haben sie ja beide unter dem Fußboden. Michael Kapper lacht, war er doch selbst schon mal mehrere Monate mit einem Wohnwagen unterwegs. Der große Unterschied besteht für ihn neben der totalen und eingeschränkten Mobilität in den verwendeten Materialen. Und auch das Lebensgefühl sei ein ganz anders. „Wohnwagen ist campen, Tiny House ist echtes wohnen“, fasst Kapper zusammen. „Das Tiny House besitzt eine andere Wertigkeit. Es ist aus natürlichen Materialien gebaut und auch gedämmt. Außerdem gibt es ganz offensichtliche Unterschiede im Design.“
Das flexible Konzept habe viele Anwendungsmöglichkeiten, erklärt Michael Kapper. Es richte sich vor allem aber an die wachsende Gruppe der berufstätigen Singles, die kompakt und trotzdem komfortabel und nachhaltig leben wollten. „Aber beispielsweise auch an jung gebliebene Ältere, die ihren Lebensstil, nun da die Kinder aus dem Haus sind, aufs Wesentliche reduzieren wollen.“ Stichwort: Downsizing. Minimalismus. Individualismus. „Für Familien mit Kindern wird es auf Dauer eher nicht funktionieren“, sagt Alfons Burgmair zum Ende des Hausbesuchs in Niederneuching fast ein wenig entschuldigend. Doch wer weiß?
ERL-Qualität überzeugt Alfons Burgmair
Alfons Burgmair stellt als Geschäftsführer von Atelier Seitz und Handwerksmeister hohe Ansprüche – an sich selbst, seine Mitarbeiter, aber auch an seine Geldanlagen. In Grassau im Chiemgau hat Burgmair ein Pflegeappartement der ERL Immobiliengruppe erworben. Was waren seine Beweggründe?
„Man hört vom ERL, dass er in sehr hoher Qualität baut“, betont Burgmair. „Ich habe mich vor Ort informiert und mir die Baustelle auch angeschaut. Mit dem, was ich da gesehen habe, war ich wirklich sehr einverstanden.“ Darüber hinaus ist für ihn die Lage des Objekts zwischen Bergen und Chiemsee einfach spektakulär. „Richtig angenehm finde ich, dass ich mich als Investor um nichts kümmern muss. Es gibt kein Risiko, keinen Mietausfall, keine Messies.“
Ein weiterer Grund bei ERL zu investieren, war für ihn das bevorzugte Belegungsrecht. „Also dass man selbst oder die Angehörigen im Bedarfsfall einen Pflegeplatz an so vielen möglichen Standorten bekommen, gibt einem natürlich ein Stück weit Sicherheit fürs Alter“, so Burgmair.