Herr Erl, Pflegeimmobilien als Kapitalanlage für Privatanleger erleben seit einigen Jahren einen Boom. Was sind die Gründe für diese Entwicklung?
Immer mehr Menschen in Deutschland werden immer älter. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man pflegebedürftig wird. Mit dem Kauf einer Pflegeimmobilie sichert man für sich und seine Familie einen Platz für den Bedarfsfall. Hinter dem Boom steckt also die natürlich wachsende Nachfrage einer immer älter werdenden Bevölkerung.
Für wen sind Pflegeimmobilien als Kapitalanlage geeignet?
Eigentlich für jeden, weil jeder direkt oder indirekt im Familienkreis von Pflegebedürftigkeit betroffen sein kann. Am liebsten ist es den meisten, wenn man die Pflegeimmobilie nie Anspruch nehmen muss und sie "nur" solide Rendite liefert - ohne Arbeit zu verursachen. Aber falls es zum Bedarfsfall kommt, ist man - wie im Versicherungsfall - sehr froh, dass man vorgesorgt hat.
Wem raten Sie ab?
Eine Pflegeimmobilie kostet nicht selten 150.000 Euro und mehr. Wir sprechen also über eine größere Investition, die es zu stemmen gilt. Das ist zwar in der aktuellen Phase der Niedrigzinsen und Vergünstigungen wie etwa KfW-Darlehen leichter als noch vor zehn Jahren. Trotzdem sollte jeder diesen Kauf so finanzieren können, dass noch genug Luft bleibt.
Was kostet denn ein Pflegeapartment im Durchschnitt?
Der Schnitt hat wenig Aussagekraft, weil der absolute Kaufpreis vor allem von der Lage und dem Betreiber abhängt. In großen Städten sind die Preise regelmäßig höher als in ländlichen Gebieten. In einer Spannbreite von 150.000 bis 350.000 Euro wird man bestimmt fündig.
Auf welche Kriterien sollten Anleger beim Kauf besonders achten?
Pflegeimmobilien sind ein sehr spezielles Konzept. Daher sollten Sie darauf achten, dass der Anbieter der Immobilie langjährige Erfahrung bei Entwicklung und Bau vorweisen kann. Legen Sie auch Wert auf die Bauqualität, auf die Bauweise, auf Materialien, Energieausweis und eine bewohnerfreundliche Anlage mit Gemeinschaftsflächen oder Außenanlage. Ein Hauptaugenmerk sollten Sie auch der Frage des Betreibers widmen: mit einem erfahrenen, breit aufgestellten und solide finanzierten Betreiber sind Sie gut beraten.
Die Verträge mit dem Betreiber laufen sehr lange - ist das nicht von Nachteil, wenn die Miete so lange festgeschrieben ist und damit keine Chance auf eine Mieterhöhung besteht?
Zur Klarstellung: Die Miete ist - per Kaufvertrag - durch Indexklausel wertgesichert. Abgesehen davon ist eine Pflegeimmobilie eine Vorsorge-Investition und kein Spekulationsobjekt. Ja, sie liefert eine solide Grundrendite - aber vor allem gibt sie Sicherheit im Alter.
Wenn in der Familie des Eigentümers der Pflegefall eintritt, hat er denn Anrecht darauf, seine von ihm gekaufte Pflegeimmobilie selbst zu nutzen?
Grundsätzlich erwirbt man mit dem Kauf einer Pflegeimmobilie bei ERL ein bevorzugtes Belegungsrecht für sich selbst und nahe Angehörige an rund 150 Standorten. Das heißt: Sobald Bedarf eintritt, kann man an der Warteschlange vorbeigehen und seinen Anspruch anmelden. Und zwar genau dort, wo man ihn braucht. Es kann ja sein, dass das nicht unbedingt an dem Standort ist, wo man gekauft hat. So kommt man auch nur sehr selten genau in das Appartement, das man gekauft hat. Entscheidend ist, dass man genau den richtigen Platz für den bestimmten Bedarf bekommt. Das eine ist die Kapitalanlage, das andere ist der Bedarfsfall.
Wie wird sich in Zukunft der Markt für Pflegeimmobilien entwickeln?
Der Markt ist jetzt schon kaum zu bedienen. Mit den geburtenstarken Jahrgängen wird die Knappheit an Pflegeplätzen noch eklatanter. Unsere Prognose ist: Pflegeplätze - beziehungsweise das bevorzugte Recht auf einen Pflegeplatz - werden zu einem sehr, sehr knappen Gut.