Johannes Lehner war über 40 Jahre in der Pflege tätig. Er startete als Pflegefachkraft, leitete Einrichtungen sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich, war als Lehrer für Pflegeberufe und als Berater tätig. Während dieser Zeit hat er nicht nur wertvolle Erfahrungen gesammelt, sondern auch wichtige Kontakte knüpfen können. Sein Wissen bringt er heute als Projektentwickler in der ERL Immobiliengruppe ein. Unter anderem hat er gemeinsam mit Regina Gegenfurtner, die große Erfahrung im internationalen Recruitment hat und als Sprachcoach arbeitet, Hi!Care mitaufgebaut. Das Recruiting-Unternehmen hat sich auf die regionale und internationale Gewinnung von Pflegepersonal spezialisiert. Hi!Care ist ein Tochterunternehmen der ERL Immobiliengruppe und VidaCura, ein Verbund von Unternehmen aus der ambulanten und stationären Pflege. Mit dem Know-How von Johannes Lehner und Regina Gegenfurtner sowie den Synergien von ERL und VidaCura ist es gelungen, einen großen Personalpool zu schaffen. Im Interview erzählt Lehner, wie man es schafft, eine stabile Personaldecke aufzubauen und wie sich Hi!Care von gewöhnlichen Personaldienstleistern unterscheidet.
ERL: Hi!Care rekrutiert Personal für Betreiber, beschäftigt aber auch ein eigenes Pflegeteam. Wie genau sieht das Angebot von Hi!Care aus?
Johannes Lehner: Hi!Care bietet den Betreibern einer ERL-Pflegeeinrichtung verschiedenste Lösungen für unterschiedliche Herausforderungen:
- Springerpool: Die Springer/innen helfen dort aus, wo sie gerade gebraucht werden. Diese deutschen Fachkräfte sind ideal geeignet, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken, sie übernehmen beispielsweise Krankheitsvertretungen.
- Mobiles Team: Für längerfristige Hilfestellung stellen wir unseren Betreibern unser mobiles Fachkräfteteam zur Verfügung. Dieses unterstützt zum Beispiel bei Umstrukturierungsmaßnahmen oder Eröffnungen. Es kümmert sich so lange um einen reibungslosen Ablauf, bis sich die Einrichtung eine eigene stabile Personaldecke aufgebaut hat. Anschließend werden Aufgaben Schritt für Schritt übergeben und das mobile Team zieht sich in einem schleichenden Prozess zurück, so dass ein fließender Übergang gesichert ist.
- Personalgewinnung in Deutschland: Wir nutzen unser Netzwerk und rekrutieren für unsere Partner deutsche Pflegefachkräfte.
- Personalgewinnung im Ausland: Gerne machen wir uns auch international auf die Suche nach Personal.
- Coaching von Führungskräften: Wir übernehmen das Coaching und die Weiterentwicklung von bereits bestehendem Personal oder auch von neu rekrutierten Personen, um diese auch als Führungskräfte einsetzen zu können.
- Ausbildung: Sowohl international als auch regional arbeiten wir eng mit Pflegeschulen zusammen und kümmern uns um eine solide Ausbildung. Sowohl Schulabgängern als auch Quereinsteigern und Umschülern öffnen wir hier neue Perspektiven.
ERL: Während alle Welt über den Fachkräftemangel klagt, kann Hi!Care auf einen kompletten Personalpool zurückgreifen. Wie ist das möglich?
Johannes Lehner: Dass wir heute einen zuverlässigen Personalpool haben, der stetig wächst, ist das Ergebnis jahrelangen Engagements. Ich bin viel im Ausland unterwegs, pflege Kontakte zu Politik und Wirtschaft, besuche Botschaften und baue mir ein gutes Verhältnis zu Pflegeschulen im In- und Ausland auf. Ein Erfolgsfaktor ist sicherlich der persönliche Kontakt vor Ort. Ich kenne die Sorgen und Nöte der Landsleute. So bauen wir uns nicht nur großes Vertrauen auf, sondern lernen die Menschen auch persönlich kennen.
ERL: Sie arbeiten also nicht mit ausländischen Agenturen, sondern bauen sich eigene Kontakte auf. Warum haben Sie sich für diesen außergewöhnlichen, aufwändigen Weg entschieden?
Johannes Lehner: Ganz genau, wir haben ein eigenes Netzwerk und verzichten auf Agenturen. Darin unterscheiden wir uns am meisten von anderen Personal-Rekrutern. Diese persönlichen Beziehungen sind sehr wertvoll. So haben wir beispielsweise immer noch regelmäßig Kontakt zu Amir. Er ist unser wichtigster Kontaktmann in Tunesien. Er unterrichtet dort Deutsch und wirbt für die Arbeit bei uns. Wenn wir dann zu Besuch kommen und uns die Schüler mit Willkommensschildern begrüßen, spricht das für sich. So entstehen „innige“ Beziehungen, aus denen oft gute und vor allem langfristige Zusammenarbeit hervorgeht.
Dieser Kontakt ist beispielgebend auch für andere Länder.
ERL: Stichwort „langfristig“ – Personal zu gewinnen ist die eine Sache, Personal langfristig zu binden steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Wie gelingt es, Pflegefachkräfte zu halten?
Johannes Lehner: Um Personal zu binden – egal in welchem Beruf – müssen wir zuerst dessen Bedürfnisse kennen. Eine der größten Herausforderungen in Pflegeberufen ist die extreme Arbeitsbelastung. Lange Schichten und ständiges Einspringen rauben dem Personal nicht nur die Freizeit, sondern sorgen langfristig auch für Erschöpfung, Unmut und Krankheit. Hi!Care bietet genau dafür einen kurzfristig verfügbaren Springerpool. Das sind ausgebildete, deutsche Fachkräfte, die in keiner bestimmten Einrichtung arbeiten, sondern flexibel dort einspringen, wo sie gerade gebraucht werden. Ist spontan eine Vertretung nötig, muss also nicht der komplette Dienstplan umgeschmissen werden und niemand braucht Überstunden zu leisten. Es wird einfach ein Springer gebucht, der den Engpass überbrückt.
Doch wir ergreifen viele weitere Maßnahmen, mit denen wir den Pflegekräften das Leben erleichtern. So werden ausländische Azubis nie allein untergebracht. Sie wohnen gemeinsam. Das stärkt das Gruppengefühl und verringert das Heimweh. Niemand soll traurig sein. Außerdem unterstützen wir bei der Wohnungssuche, ermöglichen teilweise Betriebswohnungen, helfen bei Anträgen und bieten Deutschkurse, die Regina Gegenfurtner organisiert. Sie entwickelt sogar Sprachbücher, die sich mit dem Fachjargon in der Pflege auseinandersetzen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
ERL: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Johannes Lehner: Der Bedarf an Pflege und somit auch der Bedarf an Pflegekräften wird weiter steigen. Deshalb wollen wir unser Netzwerk festigen und ausbauen. Aktuell knüpfen wir Kontakte im asiatischen Raum. Natürlich bauen wir parallel zu den internationalen Aktivitäten stetig unseren deutschen Personalstamm aus. Es gibt also jede Menge zu tun und ich freue mich auf viele spannende Menschen, die ich noch kennen lernen darf.
ERL: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg, interessante Menschen und gutes Personal.