Robert Hartmann weiß sehr gut, dass nicht alles, was glänzt, Gold ist. Gerade am Anlagemarkt. Dem Edelmetall selbst misst er aber große Bedeutung bei. Im Interview mit dem ERL Magazin erklärt er, worauf man beim Investieren dringend achten sollte, welchen Service sein Unternehmen für Kunden bietet und warum Gold und Pflegeimmobilien durchaus etwas gemeinsam haben.
Herr Hartmann, Gold fasziniert die Menschheit seit jeher – warum eigentlich?
Das Edelmetall glänzt und es ist rar – Gold war in seiner mittlerweile 5000-jährigen Geschichte immer ein Symbol für Reichtum und Macht, quasi der Inbegriff des Kostbaren. Durch seinen moderaten Schmelzpunkt ist es zudem in Form von Legierungen mit vielen anderen Metallen kombinierbar. Wir bei pro aurum betonen allerdings eher die Bedeutung des Goldes für die Vermögensabsicherung. Denn die weltweite Verschuldung nimmt immer drastischer zu, während es gleichzeitig keine Zinsen mehr gibt, sondern diese nach Abzug der Inflation sogar negativ sind. Das frühere Killerargument, Gold werfe keine Zinsen ab, ist damit längst vom Tisch. Das alles bringt viel Schwung in die alternativen Anlageklassen, zu denen auch Gold gehört.
Sie haben 2003 pro aurum mitgegründet und eine echte Erfolgsgeschichte gestartet. Wie kam es dazu?
Mein Gründungspartner Mirko Schmidt und ich waren zu dieser Zeit für eine Bank im Edelmetallhandel tätig und nach mehreren Umstrukturierungen von einer Standortschließung betroffen. Der Goldhandel befand sich damals in der Krise. Es war die Zeit, in der eine Bank nach der anderen den Edelmetallhandel schrumpfte oder ganz einstellte. So standen wir vor der Wahl, die Branche zu wechseln oder es eben auf eigene Faust zu probieren. Wir haben uns für Letzteres entschieden. Als Pionier im Edelmetallgeschäft erfand pro aurum dann bereits im Jahr 2004 den Onlinehandel mit Edelmetallprodukten für private und institutionelle Anleger. In der Folgezeit sind wir stark gewachsen. Heute sind wir froh, dass wir neben einem starken Filialgeschäft auch jährlich steigende Wachstumsraten im Onlinegeschäft verbuchen können.
Das Goldhaus in Riem ist ein echter Hingucker. Was sagt die Architektur über Ihr Unternehmen aus?
Das Goldhaus von pro aurum ist viel mehr als „nur“ eine Firmenzentrale. Es kann durchaus als Statement für den Anspruch von pro aurum als Kompetenzzentrum für alle Aspekte des modernen Edelmetallinvestments verstanden werden. Das Gebäude in der Münchner Messestadt ist schon von Weitem zu erkennen – eine goldfarbene Hülle umgibt das Gebäude, die runden Formen im Inneren erinnern an Nuggets, Barren oder Münzen. Dieser Eindruck ist kein Zufall, denn die oberirdischen Maße von 42 Metern Länge, 23 Metern Breite und acht Metern Höhe ergeben exakt die Masse des Goldes, die bisher in der Menschheitsgeschichte gefördert wurde. Dies ist jedoch nur auf den ersten Blick eine gewaltige Menge: Wenn man sich vor Augen führt, dass alles Gold der Welt auf einem Grundstück in München gestapelt werden könnte, wird einem die wahre Seltenheit des Goldes deutlich bewusst.
Welchem Zweck dient es?
Im pro aurum Goldhaus in München – aber auch in unseren anderen Filialen – wird die komplette Palette an Dienstleistungen rund um den An- und Verkauf von Münzen und Barren in Gold, Silber, Platin und Palladium angeboten. Außerdem ermöglichen wir in unseren Räumlichkeiten den Altgoldankauf. Die Kunden können sich dabei jederzeit auf eine faire Bewertung und den unkomplizierten Ankauf von Altgold verlassen. Des Weiteren bündeln wir im Goldhaus unsere Expertise im Bereich der Numismatik und unsere numismatische Fachabteilung sorgt für eine fachgerechte Begutachtung und Bewertung sowie den An- und Verkauf von Sammlermünzen. In unseren Info-Welten können sich Interessierte zudem über alle Aspekte der Edelmetallanlage informieren. Schließfachanlagen, Zollfreilager und Edelmetalldepots runden als Verwahrstätten für Edelmetalle unser Servicespektrum ab.
Ab welchem Betrag macht ein Gold-Investment Sinn?
Je geringer das Gewicht der Ware, desto höher fällt das prozentuale Aufgeld aus. Bei identischem Feingewicht weisen Barren etwas niedrigere Prämien als Münzen auf. Dennoch sollte niemand ausschließlich auf schwergewichtige Ein-Kilogramm-Barren setzen. Sie bieten in der Regel zwar die niedrigsten Preise pro Gramm Gold, lassen sich aber nur komplett verkaufen. Akzeptable Prämien fallen in normalen Marktphasen bereits ab Gewichtseinheiten von einer Feinunze an, was 31,1 Gramm entspricht und aktuell rund 1.480 Euro kostet. Wer seinem Goldportfolio Barren in Unzenform beimischt, ist somit bei Liquiditätsbedarf nicht gezwungen, mehr Gold als gewollt verkaufen zu müssen.
Welche Klippen gilt es zu umschiffen?
Um kostspielige Fehler zu vermeiden, sind beim Goldkauf tatsächlich weitere Regeln zu beachten. Zum einen sollte man nur bei seriösen und etablierten Edelmetallhändlern kaufen, da physische Goldinvestments ein hohes Maß an Vertrauen erfordern. Sind der Feinheitsgrad und/oder das Gewicht der edlen Metalle falsch, drohen Verluste. Zum anderen sollte man sich stets darüber bewusst sein, dass es beim Handel von Barren und Münzen keine Schnäppchenpreise gibt. Das heißt: Deren Verkaufspreise übertreffen stets den reinen Materialwert des Goldes.
Oft liest und hört man in den Medien von der „Flucht ins Gold“. Können Sie diese Flucht nachvollziehen?
Seit Generationen hat sich Gold als Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz bewährt. Unter Investoren genießt es dank seiner negativen Korrelation vor allem gegenüber Dollar und Zinsen hohes Ansehen. Seine relativ geringe Kursschwankungsintensität verleiht jedem Depot Stabilität und reduziert dessen Gesamtrisiko. Besonders beliebt ist Gold in Form von Barren und Münzen jedoch auch aus dem Grund, dass es noch nie einen Totalverlust hinnehmen musste. Dies wiederum kann man von zahlreichen Aktien, Anleihen und Währungen wahrlich nicht behaupten. Außerdem besteht bei Gold absolut kein Kontrahentenrisiko. Für eine Geldfunktion eignet es sich aufgrund seiner Seltenheit besonders gut – nämlich als Wertaufbewahrungsmittel. Mit Gold lässt sich die angesparte Kaufkraft gut konservieren und in die nächste Generation bringen. Gold stellt gewissermaßen einen Gegenentwurf zu ungedecktem Fiat-Geld dar.
Eignet sich Gold zur Altersvorsorge?
Ja, denn angesichts von Negativzinsen wird die klassische private Lebens- oder Rentenversicherung schnell zum Verlustgeschäft. Edelmetalle können hier eine nachhaltige Alternative zur Altersvorsorge darstellen. Eine gute Orientierung für Edelmetall-Investoren bietet unsere pro aurum Hausmeinung. Wir empfehlen sicherheitsorientierten Anlegern, zwischen fünf und 25 Prozent des Gesamtvermögens in Gold zu investieren. Chancenorientierten Anlegern raten wir, neben Gold auch in Silber zu investieren. Auch wenn langfristig die Zeichen auf einen deutlich höheren Silberpreis stehen, kann es zwischendurch immer wieder zu Rückschlägen kommen. Und wenn die Notenbanken, so wie es aktuell absehbar ist, die Märkte weiter mit billigem Geld fluten, dann wird nicht nur Silber profitieren, sondern vor allem der ultimative Inflationsschutz Gold. Der Anlagehorizont bei physischen Edelmetallen sollte jedoch grundsätzlich langfristig, also mindestens fünf Jahre betragen.
Auf welche Frage ist Gold immer die Antwort?
Diese Frage kann ich sehr kurz beantworten: Vorsichtige und verantwortungsbewusste Investoren betrachten den Kauf von physischem Gold als Antwort auf die Explosion der Schulden und Geldmengen.
Bevorzugen Sie persönlich Barren oder Münzen?
Ich habe beides. Der Erwerb von Barren ist etwas günstiger als der von Münzen. Aber Münzen sind sicherlich die emotionalere Variante. So habe ich beispielsweise auch Münzen aus den Geburtsjahren meiner Kinder erworben. Jedes Mal, wenn ich diese Münzen in der Hand halte, erinnere ich mich an diese grandiosen Erlebnisse und die fantastische Zeit.
Was gilt es bei der Lagerung von Edelmetallen zu beachten?
Größere Goldmengen sollten unbedingt von Profis, die hohe Sicherheitsstandards beachten, verwahrt werden. Wenn Edelmetalle in der eigenen Wohnung gelagert werden, besteht stets die Gefahr, im Falle eines Wohnungsbrands oder einbruchs seinen Krisenschutz, der möglicherweise als Altersvorsorge gedacht war, auf einen Schlag zu verlieren. Auf eine Hausratversicherung sollte man da lieber nicht vertrauen. Sie greift normalerweise nur dann, wenn Gold & Co. in Tresoranlagen gelagert werden. Wir bieten klassische Schließfächer an, die derzeit jedoch aufgrund der starken Nachfrage fast ausgebucht sind. Eine Alternative stellt das sogenannte Edelmetalldepot dar. Hier wird das Edelmetallvermögen der Kunden nämlich zu insolvenzgeschütztem Sondervermögen, das vor Feuer, Diebstahl und Raub effektiv geschützt wird. Außerdem werden im Edelmetalldepot gelagerte Barren und Münzen flexibel und komfortabel handelbar. Des Weiteren bieten wir in der Schweiz ein Zollfreilager an. Solange sich die Weißmetalle Silber, Platin und Palladium dort befinden, muss – natürlich völlig legal – keine renditebelastende Mehrwertsteuer entrichtet werden. Diese würde lediglich dann anfallen, wenn die Vermögenswerte das Zollfreilager verlassen sollten oder nach Deutschland transportiert würden.
Tatsächlich ist Gold bei pro aurum ja nicht alles. Sie handeln auch mit Silber, Platin und Palladium. Was müssen Investoren hier beachten?
Über viele Jahre war Gold die unangefochtene Nummer eins unter den Edelmetallen. Doch inzwischen stehlen ihm die kleinen „Brüder“ und „Schwestern“ zeitweise die Show: Platin hat in den ersten zwei Monaten des Jahres 2021 eine Rendite von 18 Prozent in US-Dollar erzielt. Silber hat um rund sechs Prozent zugelegt, nachdem es im Jahr 2020 eine sensationelle Performance von plus 48 Prozent erreicht hat. Palladium steht nach einer Hausse im Jahr 2020 und einer Jahresrendite von 23 Prozent ebenfalls weiterhin leicht im Plus. Ich vergleiche Gold und Silber in Kundengesprächen oft mit dem DAX und dem Tech-DAX. Der Tech-DAX ist wesentlich volatiler als der DAX – sowohl nach oben als auch nach unten. Das bedeutet einerseits mehr Chancen, aber anderseits auch mehr Risiken. So ist es auch bei Gold und Silber.
Sie haben ja selbst bereits mehrere ERL-Immobilien erworben. Warum?
Ich setze die Dinge, die wir unseren Kunden empfehlen, natürlich auch selbst um. Die wichtigste Devise dabei lautet: „Nicht alle Eier in ein Nest legen.“ Das bedeutet, dass eine Diversifizierung des Portfolios in mehrere Anlageklassen zwingend erforderlich ist. Dazu gehören selbstverständlich auch Immobilien. Ich habe den Markt in den letzten fünf Jahren staunend verfolgt und mich, angesichts der rasant ansteigenden Immobilienpreise im Speckgürtel von München, nicht getraut einzusteigen. Die erhoffte Korrektur hat hier bisher nicht eingesetzt. Dann habe ich über mein Netzwerk von der Familie ERL und ihren Produkten im Pflege-Immobilienbereich erfahren. Was mir dabei besonders gut gefällt, ist eine vergleichsweise überschaubare Größe der Einheiten. Darüber hinaus ist es für den Anleger sehr beruhigend, dass nahezu alle Projekte der Vergangenheit innerhalb des angesetzten Zeit- und Kostenrahmens umgesetzt wurden. Ich hatte unlängst das Vergnügen, die Geschäftsleitung des Familienunternehmens persönlich kennenzulernen, und bin zutiefst beeindruckt von der großen Leidenschaft und Nachhaltigkeit, mit der hier für die Kunden gearbeitet wird. Die Kaufentscheidung ist mir danach sehr leichtgefallen.
Welche Gemeinsamkeiten sehen Sie zwischen Gold- und Pflegeimmobilien-Investoren?
Der vorherrschende Anlagenotstand betrifft jeden, der über Ersparnisse verfügt. Wir hören das täglich in den Gesprächen mit unseren Kunden. Da die zinstragenden Anlageklassen (Anleihen, Festgeld) mittlerweile nur noch negative Realzinsen bringen, müssen Anleger ins Risiko gehen, wenn sie Rendite erwirtschaften möchten. Daran führt kein Weg vorbei. Investoren, die in Gold oder Pflegeimmobilien investieren, sind keine klassischen Performance-Jäger. Es geht nicht um einen möglichst hohen kurzfristigen Gewinn, sondern um eine stetig positive Entwicklung des Investments. Dabei steht der langfristige Kaufkrafterhalt klar im Vordergrund.