45 Jahre ist es her, dass sich Alois Erl sen. für die Selbstständigkeit entschieden hat. Er war schon immer ein Mensch, der gerne anpackt. „Ich liebe das Handwerk, weil ich auf der Baustelle einfach sehe, was ich geschafft habe. Selbst nach so vielen Jahren bin ich immer noch fasziniert, wenn ein Gebäude vom Ausheben der Baugrube bis hin zum Dachstuhl beständig wächst. Wenn es am Ende schließlich übergeben wird und Leben in die einst leeren Räume einzieht, ist das schon ein schönes Gefühl“, schwärmt er.
Für den Maurermeister ist das Handwerk kein Beruf, sondern eine Berufung. Und so entschied er sich 1979 für den Schritt in die Selbstständigkeit. Zusammen mit seinem Vater Alois Erl sen. sen. und einem einzigen angestellten Maurer gründete er die Firma ERL-Bau.
Erls Erfolgsrezept: Zuhören
Die drei Männer arbeiteten viel und vor allem mit bloßen Händen. Fertigteile oder moderne Maschinen wie heute gab es noch nicht. Damals bedeutete mauern noch: Mörtel mit Schaufel und Mörtelmaschine anmachen, Ziegel schleppen, Schalungen aufbauen und vieles per Hand anfertigen.
Alois Erl sen. lächelt, wenn er an diese Zeit zurückdenkt. „Schön war es, aber auch anstrengend“, sagt er.
Die drei Männer hatten sich auf den Bau von Einfamilienhäusern spezialisiert. Am Anfang erledigten sie ausschließlich die Maurerarbeiten. Dachstuhl, Innenausbau usw. übergaben die Kunden anderen Betrieben. Doch Erls Auftraggeber wünschten sich schon bald mehr: Die Nachfrage nach schlüsselfertigem Bauen wuchs. „Ich kann das verstehen. Wer holt schon gerne verschiedene Angebote der einzelnen Gewerke ein, koordiniert Termine und schaut, dass alle Hand in Hand arbeiten? Außerdem ist es für Laien oft schwierig, Angebote zu vergleichen und die Dauer der einzelnen Arbeiten abzuschätzen.“ Alois Erl sen. reagierte prompt auf die Anforderungen seiner Kunden und übergab schon 1981 den ersten Schlüssel für ein schlüsselfertiges Haus.
Von da an wuchs das Unternehmen schnell. Aus einem Maurer wurde ein Maurertrupp, 1983 kam eine eigene Zimmerei dazu, 1997 folgte eine Spenglerei. Heute beheimatet das Unternehmen die verschiedensten Gewerke. Von Maurern über Pflasterer bis hin zu Metallbauern arbeiten jetzt alle Fachkräfte zusammen. „Dass wir heute alle Gewerke selbst haben, ist der wohl größte Fortschritt in der 44-jährigen Geschichte des Unternehmens. Für uns bedeutet das kurze Wege und unkomplizierte Planung auch dann, wenn sich mal spontan etwas ändert. Und der Kunde hat den riesigen Vorteil, dass er alles aus einer Hand bekommt“, fasst Alois Erl sen. zusammen.
Schließlich veränderten sich auch die Aufträge. 1987 stieg das Unternehmen mit dem Bau des Vinzenzheims in Deggendorf in den Markt der Pflegeimmobilien ein. Der Grundstein für den Wandel war gelegt. Heute ist ERL Marktführer für altersgerechte Immobilien in Süddeutschland.
Und so wurde aus dem Drei-Mann-Betrieb ERL-Bau eine angesehene Baufirma, die sich schließlich zum Immobilienunternehmen entwickelt hat. Rund 400 Mitarbeiter sind heute bei ERL beschäftigt. Aus dem Maurer-Unternehmen ist ein Komplettanbieter geworden. Von der Planung bis hin zur Schlüsselübergabe bekommt der Kunde bei ERL heute alles aus einer Hand. Und nicht nur das: Eigene Teams kümmern sich sogar um den Vertrieb, die Vermietung uvm. Denn die Spezialisierung
auf seniorengerechte, barrierefreie Objekte macht die ERL-Bauten nicht nur für Eigennutzer, sondern auch für Kapitalanleger interessant.
Auf die Frage, wie Alois Erl sen. diese gigantische Entwicklung vorangetrieben hat, zuckt er bescheiden mit den Schultern. „Sowas kann man gar nicht planen. Das entwickelt sich. Wichtig ist, dass man zuhört, die Wünsche der Kunden erfüllt und aktuelle Trends wahrnimmt.“ Hätte Alois
Erl sen. den Wunsch seiner Kunden nach einem Komplettanbieter damals nicht ernst genommen, wäre die Firma ERL-Bau wohl heute noch ein Maurer-Unternehmen. Hätte er sich nicht schon vor Jahren mit dem demografischen Wandel auseinandergesetzt, wäre die Immobiliengruppe heute nicht Marktführer für altersgerechte Immobilien.
Es scheint, als hätte Alois Erl sen. ein Händchen für weitreichende Entscheidungen. Doch er schüttelt den Kopf. „Ich habe ein wirklich hervorragendes Team, das sich mit vielen, vielen Dingen beschäftigt, Chancen und Risiken abwägt und uns dann Empfehlungen ausspricht.“ Mittlerweile
gibt es sogar eine eigene Abteilung, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Dass die ERL Immobiliengruppe zu den wenigen Anbietern gehört, die nach dem sogenannten KfW-QNG Standard bauen, ist gerade in Zeiten der Inflation und des Klimawandels ein großer Marktvorteil. Die Objekte sind nicht nur nachhaltig, sondern auch förderfähig. Die ERL-Immobilien sind bei den Kunden deshalb mittlerweile deutschlandweit begehrt.
"Wurstsemmeln sind auf Dauer ungesund"
Doch trotz des bayernweiten Erfolgs ist Alois Erl sen. im Herzen ein Niederbayer geblieben. Deshalb reizen ihn auch regionale Projekte. Das wohl Aufsehen erregendste Objekt ist der heutige Firmensitz, das ERL Dahoam, im Zentrum Deggendorfs. Über zehn Jahre stand das ehemalige Karstadt-Gebäude leer. Für Investoren schien das in die Jahre gekommene Gemäuer wertlos. Doch die Erls sahen darin einen Juwel, kauften und sanierten es. Heute ist hier die eigene Firmenzentrale untergebracht, außerdem haben zwei Kaufhausketten und ein Sternelokal darin ihre Heimat gefunden. Das Sternelokal steht mittags übrigens dem ERL-Team zur Verfügung. „Dass Wurstsemmeln auf Dauer nicht gesund sind, habe ich schon in meiner Zeit auf dem Bau gelernt“, sagt Alois Erl sen. mit seinem typischen Schmunzeln. „Unsere Mitarbeiter sollen es gut haben und sich hier wohlfühlen.“
Als top Arbeitgeber mit unternehmerischer Weitsicht und großer Heimatverbundenheit hat Alois Erl sen. sogar die Staatsmedaille für Verdienste um die bayerische Wirtschaft erhalten. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger betonte in seiner Laudatio, dass Alois Erl sen. nicht nur ein
hervorragender Geschäftsmann sei, der die niederbayerische Wirtschaft am Laufen halte, sondern dass ihm auch das Wohl seiner rund 400 Mitarbeiter sehr am Herzen liege.
Schon 2015 hat Alois Erl sen. außerdem den Goldenen Meisterbrief von der Handwerkskammer
Niederbayern-Oberpfalz bekommen. Mit dieser besonderen Auszeichnung wurde er nicht nur für seine Erfahrung, sondern auch für sein Verantwortungsbewusstsein und seine hohe soziale
Kompetenz geehrt.
„Ja, das sind schon schöne Momente. Da habe ich mich wirklich gefreut“, sagt er schlicht, ohne sich selbst für seine Erfolge zu feiern. „Dass ich die Auszeichnungen bekommen habe, war ja nicht mein alleiniger Verdienst. Ohne die große ERL-Familie, zu der auch alle Mitarbeiter zählen, wäre das alles nicht möglich. Mein Vater hat mich schon bei der Gründung wahnsinnig unterstützt. Wir haben gemeinsam gemauert und uns die Hände schmutzig gemacht. Meine Frau war ebenso immer an
meiner Seite und auch alle drei Söhne sind mit ins Unternehmen eingestiegen. Ohne diesen Rückhalt wäre das Unternehmen heute nicht so erfolgreich.“
"Natürlich habe ich auch ein Privatleben"
Alois Erl sen. hat sein Leben beinahe dem Unternehmen verschrieben. Sein Name steht weit über die Grenzen Deggendorfs hinaus für die erfolgreiche Immobiliengruppe. Ist da überhaupt noch Raum für ein Privatleben? „Aber natürlich“, sagt Alois Erl sen. Er hat vor ein paar Jahren das Golfen für sich entdeckt. Seine Urlaube verbringt er gerne am Gardasee oder in den Bergen. „In der Natur kann ich am besten abschalten.“ Abschalten kann er auch, wenn er mit seinen mittlerweile acht Enkelkindern
zusammen ist, die das Herz des Opas im Sturm erobert haben.
Wer ist nun Alois Erl sen.? „Ganz einfach: Der Alois aus Deggendorf!"
Tradition trifft Innovation
Nach dem schmerzlichen Verlust ihres geschätzten „Erl-Opas“ führen heute bereits die drei Enkel von Alois Erl sen. sen. das Unternehmen. Alois, Markus und Michael Erl bewahren dabei stets die Tradition ihres Großvaters, während sie gleichzeitig neue Wege beschreiten. So ist heute die Digitalisierung ein Schlüsselaspekt für den Erfolg der Firma. ERL ist eines der ersten Unternehmen,
die die Künstliche Intelligenz nicht nur eingeführt hat und selbst nutzt, sondern diese auch den Kunden zur Verfügung stellt, um ihnen verschiedene Abläufe zu vereinfachen. Die Einführung neuer
digitaler Werkzeuge und Prozesse ermöglichen es dem Unternehmen, effizienter zu arbeiten und den Kunden einen noch besseren Service zu bieten.
Trotz der Modernisierung vergessen die Brüder jedoch nie die Wurzeln ihres Familienunternehmens. Der handwerkliche Geist, den der Großvater eingeführt hatte, bleibt weiterhin das Herzstück ihrer Arbeit. Die Liebe zum Detail, die hohe Qualität der handwerklichen Arbeit und die persönliche Beziehung zu den Kunden und Partnern werden sorgfältig bewahrt.
Insgesamt gelingt es Alois, Markus und Michael Erl hervorragend, die Brücke zwischen Tradition und Innovation zu schlagen. Ihr Familienunternehmen bleibt ein handwerklicher Betrieb im Herzen, während es sich gleichzeitig den Herausforderungen der modernen Wirtschaft stellt. Und damit sind sie erfolgreich.
Dieser Beitrag ist im ERL Printmagazin 2023 erschienen. Das gesamte Magazin mit vielen weiteren spannenden Berichten finden Sie hier.